...Man muss Geduld haben für das Ungelöste im Herzen, und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind...

Rainer Maria Rilke

DER RING – Kontakt für Menschen in seelischen Notlagen und Angehörige e. V.

DER RING ist einer der ältesten Vereine zur Unterstützung psychisch kranker Menschen in Norddeutschland. Er hat die gemeindepsychiatrische Unterstützungslandschaft in Peine bis heute maßgeblich mit geprägt. So gründete er die erste Kontaktstelle als Anlaufstelle für Betroffene sowie Gruppen für Angehörige. Auch die Etablierung von Betreuungsformen wie Betreutes Wohnen oder die politische Diskussion der Situation psychisch kranker Menschen und der daraus folgend erstellte „Psychiatrieplan für den Landkreis Peine“ gehen auf die Arbeit des Vereins zurück.

An wen wendet sich der Verein?

  • Psychisch kranke Menschen, die für sich Hilfe suchen und zur Hilfe für andere beitragen möchten, auch indem sie durch ihre Mitgliedschaft den Verein unterstützen
  • Angehörige, die für ihre kranken Familienmitglieder und sich selbst Orientierung und Unterstützung suchen und beim Auf- und Ausbau von Hilfemöglichkeiten mitarbeiten möchten
  • Mitbürger, die die seelische Gesundheit psychisch Kranker fördern wollen, durch Spenden und Mitarbeit
  • Fachleute der Versorgung psychisch Kranker, die sich über ihre alltägliche Arbeit hinaus einsetzen und die gemeindepsychiatrische Versorgung mitgestalten wollen

Was tut der Verein?

„Zweck des Vereins ist, Initiativen im Bereich psychosozialer Versorgung der psychisch Kranken zu entwickeln, um deren Integration in die Gesellschaft zu erleichtern.“ (§ 3, Satz 1 der Satzung)

Derzeit wird die Umsetzung wesentlicher Aufgaben des Vereins durch die von ihm im Jahr 1998 gegründete gemeinnützige Gesellschaft arCus durchgeführt, sodass DER RING hier insbesondere die Rolle des Gesellschafters wahrnimmt.

Ein aktueller Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf der Angehörigenarbeit. Organisatorisch sind die Gruppen der Angehörigen und der Verein selbst der Arbeitsgemeinschaft Angehöriger Psychisch Kranker in Niedersachsen und Bremen (AANB) angeschlossen. Als eine der Aufgaben sieht der Verein an, Angehörige in ihrer problematischen Situation zu unterstützen durch Erfahrungsaustausch und Information über Krisenintervention, ambulante und stationäre Behandlung, über Betreuungsformen, Beschäftigungs- und Wohnmöglichkeiten, Versicherungsfragen, Behindertenausweis. Dazu bieten wir fachlich begleitete Angehörigengruppen an.

Der Verein zeigt sich darüber hinaus aktiv in weiteren Bereichen, die der Unterstützung psychisch gesundender Menschen und deren Angehöriger dienen, wie z.B.:

  • Gremienarbeit im Dachverband
  • Teilnahme an und Organisation von Vorträgen und Tagungen
  • Teilnahmen am Psychiatrie Verbund
  • enge Kooperation mit den sozialen Einrichtungen vor Ort
  • Interessenvertretung in regionalen und überregionalen Gremien und in der Öffentlichkeit
  • Mitarbeit im Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker

DER RING – Eine Chronologie

1983: Vereinsgründung durch Sozialarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Landkreises Peine, auch Betroffene übernehmen Vereinsfunktionen z.B. im Vorstand

1984: Einrichtung der Kontaktstelle als sogenanntes niederschwelliges Angebot

1988: Neben den bestehenden Gruppen- und Einzelgesprächen Aufbau einer Laienhelfergruppe und einer Angehörigengruppe

1989: Aufbau des Betreuten Wohnens

1993: Initiative zum Aufbau des „Gemeindepsychiatrischen Gespräches“ als „Vorläufer“ des Sozialpsychiatrischen Verbundes

1994: Regelmäßige Büchertische

1995: Kunstmarkt

1996: Hauptamtliche Geschäftsführung

1999: Gemeindeprojekt: Organisation von Sprechzeiten für psychosoziale und sozialpsychiatrische Beratung in einzelnen Gemeinden des Landkreises

1998: Gründung der gemeinnützigen Gesellschaft arCus

1999: Initiative zur Gründung der „Psychiatrie-Erfahrenen Peine (PEP)“, einer Selbsthilfeorganisation für Betroffene in Peine

1999: Beginn der Initiative zur Organisation monatlicher Informationsveranstaltungen zu sozialpsychiatrischen Themen für die allgemeine Öffentlichkeit

1999: Veranstaltungsreihe für Angehörige

1999: Kooperationsvertrag mit der arCus gGmbH

2000: 2. Initiative zur Gründung von Angehörigengruppen

2002: Gründung des 1. Psychose-Seminars im Landkreis Peine

2003: Gemeinsames Projekt ATEMRAUM mit dem Peiner Frauenhaus

2008: seit 2000 regelmäßige, fachlich geleitete Angehörigentreffen mit Ausweitung der Anzahl der Gruppen aufgrund der hohen Nachfrage

Aus der Präambel aus dem Jahr 1983 zur Vereinsgründung

„Nicht ohne Grund haben Sozialarbeiter im März 1983 eine Initiative ins Leben gerufen, die sich zum Ziel die Hilfe für psychisch Kranke und seelisch Behinderte genommen hat. Der tägliche Kontakt mit Personen, deren scheinbar oder tatsächlich andersartiges Verhalten für sie und die Umwelt zu vielfältigen Problemen führt, hat uns die Grenzen der professionellen Hilfe aufgezeigt und zeigt sie uns an jedem Arbeitstag neu.
Die Grenzen sind den professionellen Helfern u. a. dort gezogen, wo die Zahl der Helfer in keinem Verhältnis mehr steht zu der Masse der zu betreuenden Klienten und wo die Stunden einer Arbeitswoche so verteilt werden müssen, dass sie zu einem großen Teil auf Kriseninterventionen oder die Betreuung in besonders gravierenden Fällen entfallen. Die Grenzen sind aber auch dort gesetzt, wo der professionelle Helfer und noch mehr der Hilfesuchende auf Ablehnung und Unverständnis der Umwelt stoßen.
Weil es sich bei einer psychischen Behinderung oder seelischen Störung nicht um ein für jedermann sofort sichtbares Leiden handelt, werden die Betroffenen oft als „Drückeberger“, „Arbeitsscheue“, „Simulanten“ u. ä. bezeichnet. Manche Mitbürger haben auch einfach nur Angst vor dem angeblich unberechenbaren, gefährlichen und gewalttätigen Menschen. Ohne nun die politisch Verantwortlichen und die zuständige Verwaltung aus ihrer Verpflichtung entlassen zu wollen, für eine ausreichende personelle Besetzung zu sorgen, sehen die Mitglieder der Initiative nicht allein hierin die Möglichkeit zur Verbesserung der ambulanten Versorgung von psychisch Kranken, psychisch Behinderten und Personen mit seelischen Behinderungen. Insbesondere die oben erwähnte ablehnende Haltung der Umwelt ist sicherlich nicht nur mit personeller Verstärkung der professionellen Hilfsdienste abzubauen.
Sinn und Ziel der Initiative nun soll es sein, aufzuklären und ergänzend zu den vorhandenen professionellen Hilfen, ein Angebot zu machen.“